Weltfremd?
„Immer wieder muss es betont werden, dass, weil unserer Welt der Sinne, unserer Welt des physischen Lebens eine geistige Welt mit ihren Wesenheiten und Kräften zugrunde liegt, die fortwährend in unsere Sinneswelt hereinwirkt, derjenige weltfremd und weltfern genannt werden muss, der sich nicht um die wahren und eigentlichen Kräfte des Daseins kümmert und sich nur auf die äußere Welt, auf das, was die Sinne sagen und was sie genießen können, beschränken will.“ (GA 56, S. 132)
Weltentfremdend?
„Nicht deshalb werden sie aus den Kreisen, die sagen: . . . sie werden uns fremd, – hinweggetrieben, weil sie durch die Theosophie weggenommen werden, sondern weil diese Kreise sie mit ihrer scheinbaren Zugewendetheit zur Welt, mit ihren egoistischen Interessen selbst immer fremder und fremder werden lassen. [denn] das «Leben» nennt, Morgens aufstehen, seine Zeitung lesen, diesem oder jenem nachgehen, von dem man einsehen kann, dass es einen praktischen Nutzen hat, am Abend dieses oder jenes Banale mitmachen, dann gibt es in der Tat eine Askese für den Anthroposophen, eine schreckliche Entbehrung, nämlich, wenn man ihn zwingt, dieses Leben mitzumachen. (ebd. S. 133 ff.)
Zu Ideallistisch
Es war ein deutscher Philosoph, Johann Gottlieb Fichte, der das schöne Wort gesprochen hat: Dass Ideale nicht unmittelbar im Leben anzuwenden sind, das wissen die Idealisten ebensogut wie die sogenannten praktischen Leute, vielleicht besser. Dass aber gewisse Leute nicht einsehen können, dass alles Leben aus dem Lebensideal herausfließt, aus dem, was noch nicht da ist, was erst werden soll, das zeigt nur, daß auf sie, wie Fichte sich ausdrückt, im Plane der Veredelung der Menschheit nicht gerechnet ist. Möge ihnen daher die Gottheit zur rechten Zeit Regen und Sonnenschein, Nahrung, und dabei kluge Gedanken verleihen! – Der Anthroposoph mag sich aus einer objektiven Betrachtung des Lebens heraus trösten, wenn auf die Gefahr des sogenannten Unpraktischen hingewiesen wird. (ebd. S. 134)
Ich brauche aber etwas anderes
Etwas, was wirken soll, was eine Bedeutung und Kraft haben soll in der Welt, das wirkt auf die verschiedenen Menschen verschieden. Es wirkt in der Weise, wie die Menschen sich davon beeinflussen und beeindrucken lassen. (ebd. S. 136)
Ich glaube nur an die moderne Wissenschaft
Die oberflächlichen Urteile, die heute geprägt werden, die heute gang und gäbe sind und mit einer Sicherheit und einem Unfehlbarkeitsdünkel ohnegleichen auftreten, sind aber manchmal sehr kurzatmig, und wenn ihnen jene Logik gegenübertritt, die mit innerer Denkergeduld von Begriff zu Begriff schreitet, wie es notwendig ist, wenn man nicht auf der Brücke der äußeren sinnlichen Erlebnisse vorwärtsschreiten kann, sondern darauf ausgeht, eine sichere Stütze in sich selbst und eine innere Gewißheit zu haben, dann wird ihre Fadenscheinigkeit sehr bald sichtbar. [Aber auch für solche Menschen] besteht höchstens die Gefahr, daß es Unsicherheit in Ihre Urteile bringt, die wert sind, so hingestellt zu werden. (ebd. S. 137)
Warum Anthroposophie?
Weil in der Tiefe der Seele, ein Drängen und das Sehnen nach einem Geistigen lebt. Eine materialistische oder monistische Naturwissenschaft, nur für den oberflächlichen Geist gibt sie Antwort. (ebd. S. 139)
Hindernisse
Menschen auf dem Weg zur Anthrposophie. Tausend Fäden ziehen sie zurück. Denken Sie sich, in irgendeiner Ecke eines Zimmers wäre wochenlang nicht gereinigt worden, viel Schmutz sei da – verzeihen Sie das Gleichnis. Wenn nun in diesem Zimmer keine ordentliche Beleuchtung ist, so können die, die hineinsehen, glauben, daß alles reinlich sei. Wird aber einmal ordentlich hineingeleuchtet, so fällt die Unordnung auf. […] So ist es mit der Seele. Sie ist gewohnt, den gewöhnlichen Gang des Schlendrians zu gehen. Sie ist vielleicht gezwungen, oberflächlich unter Oberflächlichen zu sein. Nun kommt sie aber an das Licht, das diese Oberflächlichkeit beleuchtet, das diese Oberflächlichkeit in ihrer ganzen Minderwertigkeit erscheinen lässt. enn diese Seele empfindend ist, was tritt dann für sie ein? Ist sie gewohnt an oberflächliches Urteilen, dann muß sie das Licht, das über sie hereinfällt, erst recht in Verwirrung bringen. […] Hat die Anthropsosophie Schuld daran, dass sie Licht ist? (ebd. S. 140)
Auschauen können und Meister werden…
Immer mehr muß die Menschheit dahin kommen, Reife zu fordern von demjenigen, der wahre Urteile haben soll. […] Um aber nur anthroposophische Phrasen zu dreschen, dazu gehört gar keine Reife. [So kann dann eben] alles ernst und tief im höchsten Maße sein, kann eine Kraft des Lebens sein. Zum Gegenteil verkehrt, Muss es aber wüsteste Phrase sein. […] Anthroposophie sie kann das Höchste sein; in ihrer Verkehrung aber ist sie ein Zerrbild. […] Niemand darf sich wundern, daß dies so ist. Sollte er sich wundern, dann sollte er sich auch wundern darüber, daß da, wo großes starkes Licht ist, auch starke schwarze Schatten sind. (ebd. S. 152 ff.)